Denken

Es ist als ob da oben jemand in unserem Kopf sitzt und alles, was wir erleben, unablässig kommentiert und bewertet, kritisiert und beschimpft („Das ist schön!“ – „Das ist blöd!“). Wir sind diesen Quatschi so gewohnt, dass wir ihn kaum noch bemerken. Er erzählt uns, was wir zu tun oder zu lassen haben, droht mit Katastrophen, schürt Misstrauen, gibt vor richtig und falsch, gut und schlecht  und vor allem die Lebensregeln zu kennen, an die Mensch sich zu halten hat um Kontrolle und Sicherheit im Leben zu besitzen. Oft hat das, was er erzählt nichts mit der Gegenwart zu tun, sondern mit dem, was war, was sein wird, was hätte sein sollen und was sein sollte.

Quatschi ist sozusagen unser Landkartenwächter, der aufgrund der erlebten und abgespeicherten Erfahrungen (unserem bisher Gelernten) bewertet und kategorisiert, uns immer wieder erzählt wie die Welt ist und wie sie funktioniert und dafür sorgt, dass wir uns in der Welt zurecht finden und darin bestmöglich und unbeschadet überleben. So genial und lebenswichtig dieses System ist, hat es auch seine Nachteile. Wir lernen durch unsere Erfahrungen, indem wir sie verallgemeinern und Zusammenhänge zwischen ihnen finden. Manchmal erfindet unser Gehirn aber auch Zusammenhänge, wo gar keine sind. Und so manche Verallgemeinerung schränkt uns unnötig ein.

 

Stell dir vor, ein Kind schneidet sich mit einem Messer in den Finger. Dann lernt es daraus: „Vorsicht, Messer sind scharf und schneiden auch durch die Haut!“ Diese Verallgemeinerung bestimmt das zukünftige Verhalten des Kindes und verhindert so, dass das Kind sich nochmals schneidet. Wenn das Kind jetzt aber denkt: „Messer schneiden immer in die Finger! Nie mehr fasse ich ein Messer an!“, dann wird ihn dieser Gedanke, einschränken, denn für viele Tätigkeiten brauchen wir ein Messer. Oder es denkt: „Immer passiert mir etwas!“ oder „Ich bin zu doof und tollpatschig!“, auch diese Verallgemeinerungen werden sein zukünftiges Verhalten ungünstig eingrenzen. Obwohl dieses Erlebnis noch nichts darüber aussagt, ob es wirklich ungelenk oder unfähig ist, wird die Selbstbeurteilung verallgemeinert und für die Wahrheit gehalten und bestimmt so seine Herangehensweise und Erwartungshaltung in zukünftigen Situationen. Es erwartet, dass wieder etwas schief geht oder, dass es sich wieder zu blöd anstellen wird. Wenn dann wirklich etwas nicht gleich beim ersten Mal klappt, bestätigt das seine Annahme, während es all die anderen Dinge, die gelingen, gar nicht wahrnimmt, als selbstverständlich und nicht besonders erwähnenswert oder als Ausnahme abtut.

 

Ein Fehltritt heißt aber nicht, dass dir alles misslingt. Wenn du in einem Schulfach oder auch in mehreren schlechtere Noten hast, bedeutet das nicht gleich, dass du dumm bist. Wenn dein Freund dich einmal versetzt, ist er deshalb noch lange nicht unzuverlässig. Und wenn ein bestimmter Junge oder Mädchen nicht auf dich steht, heißt das nicht, dass dich keiner attraktiv findet.

 

Glaube deinem Quatschi nicht alles, hinterfrage besonders Verallgemeinerungen, die dich oder andere runter machen! „Ich bin zu doof für Physik!“, „Ich bin unscheinbar!“, „Der Lehrer ist unfähig!“, „Unser Trainer ist ungerecht!“, „Mich mag keiner!“, „Mein Freund muss sich immer aufspielen, der ist so eingebildet!“, „Ich bin ein Angsthase!“ Solche Gedanken werden selten überprüft.

 

Dabei kannst du die Verallgemeinerungen fast immer wiederlegen. Wenn du suchst, findest du immer Gegenbeispiele für deine Annahme. Angenommen, du denkst, dass du immer schuld bist, wenn etwas schief geht oder jemand anderes sich verletzt fühlt. Dann frage dich, ob das wirklich hundertprozentig immer so ist? Dir werden eine Menge Situationen einfallen, wo du absolut keine Schuld getragen hast. Oder du denkst, dass du immer feige bist. Dann gibt es mit Sicherheit Situationen in deiner Vergangenheit, in denen du Mut bewiesen hast. Vielleicht dauert es einen Moment bis du dich erinnerst, aber sobald dir die erste mutige Aktion wieder eingefallen ist, erinnerst du dich an weitere. Und dann wirst du erkennen, dir fehlt nicht immer der Mut, nur in manchen Situationen überkommt dich die Angst und du fühlst dich feige. Vielleicht wäre es interessant für dich, herauszufinden, welche Gedanken, dieses Feigheitsgefühl hervorrufen und einmal zu prüfen, ob diese Gedanken wirklich wahr sind?

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Verena Heinzerling

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